von ML+Ai
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22. Januar 2025
Liebe Leserinnen und Leser, wir befinden uns zu Beginn eines neuen, spannenden Jahres an den internationalen Finanzmärkten. Das Jahr 2025 verspricht sowohl Chancen als auch Herausforderungen – eine Mischung, der Anleger stets mit einer guten Balance aus Vorsicht und Optimismus begegnen sollten. Rückblickend zeigt sich die beeindruckende Dynamik der vergangenen Jahre: Der deutsche Aktienindex DAX legte seit Oktober 2022 von 12.000 auf über 21.250 Punkte zu, was einem Wachstum von etwa 76,67 % entspricht. Auch in den USA ist die Entwicklung ähnlich beeindruckend. Der S&P 500 verzeichnete im gleichen Zeitraum einen Anstieg von 3.600 auf 6.100 Punkte – ein Plus von rund 69,44 %. Doch dieser Aufschwung wirft Fragen auf: Die Kursgewinne laufen den realen Unternehmensgewinnen dramatisch voraus, was auf eine Überbewertung hindeutet. Eine solche Diskrepanz birgt das Risiko künftiger Marktkorrekturen. Aktienmarkt Der Aktienmarkt hat in den vergangenen zehn Jahren bereits massiv von höheren Margen im Tech-Sektor, tiefen Zinsen und fallenden Steuerraten profitiert. Dass alle diese Effekte in der nächsten Dekade nochmals zugunsten der Aktien zusammenkommen, widerspricht der historischen Norm. Die Korrelation des realen Gewinnwachstums über 10 Jahre mit den nächsten 10 Jahren beträgt gemäß Berechnungen von Research Affiliates -0,55. Eine Gewinn-Flaute folgt über kurz oder lang auf jeden Gewinn-Boom. Warnsignale Prof. Robert Shiller von der Yale University hat das Shiller-KGV entwickelt, um die Marktbewertung zu messen. Das Shiller-KGV ist ein sinnvollerer Indikator für die Marktbewertung als das KGV, da es Schwankungen des Verhältnisses durch Schwankungen der Gewinnmargen während Konjunkturzyklen ausschließt. Dies ist vergleichbar mit der Marktbewertung auf Grundlage des Verhältnisses der gesamten Marktkapitalisierung zum BIP, bei der Schwankungen der Gewinnmargen ebenfalls keine Rolle spielen. Das Shiller-KGV des S&P 500 liegt aktuell 41,5 % über dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre von 26,8 und deutet ebenfalls auf eine große Überbewertung hin – insbesondere im Bereich Technologie. Die Apple-Aktie, "wertvollstes" Mitglied im Klub » The Magnificent Seven «, ist ein anschauliches Beispiel: In den vergangenen Jahren lag die höchste Shiller-PE-Quote von Apple bei 62,31, die niedrigste bei 20,59 und der Median bei 37,27. Heute, am 22. Januar, beträgt das sogenannte Shiller-KGV 48,18 – trotz eines Kursverlusts von 12,66 % in EUR in den letzten 30 Tagen. Der Börsenpreis, also der Marktwert, den Anleger bereit sind zu zahlen, hat sich deutlich vom intrinsischen Wert, dem „wahren“ Wert des Unternehmens, entfernt. Das Shiller PE Ratio von Tesla (TSLA) beträgt am 471.72 (Stand 22.01.2025), NVDA (NVIDIA) Shiller PE Ratio : 306.40. Wertvoll oder überteuert? Exchange Traded Funds (ETFs) auf den MSCI World oder S&P 500 investieren täglich streng nach der Indexgewichtung der Unternehmen – unabhängig von Geschäftszahlen, kritischen Bewertungen oder Zukunftsaussichten. Das Mantra lautet: Kein Fonds kann den Markt dauerhaft schlagen. Deshalb sind passive ETFs die logische Wahl. Aktuelle Studien zeigen , dass ETFs und vor allem thematische ETFs Blasenbildung und Marktüberbewertungen begünstigen können. Es ist daher kaum verwunderlich, dass sich die ETF-Branche gewissermaßen selbst ad absurdum führt – mit der Einführung aktiver ETF s. Aktiv verwaltete ETFs streben nicht nur an, die Marktrendite einzufangen oder, wie Smart-Beta-ETFs (auch als Faktor-Fonds bekannt), einzelne Renditefaktoren gezielt zu übergewichten. Vielmehr zielen sie auf eine Überrendite zum Markt ab. Sie bilden keinen strengen Index mehr nach, sondern agieren aktiv unter der Leitung eines Fondsmanagements. „Alter Wein in neuen Schläuchen“ – damit kehren sie gewissermaßen „zurück zu den Wurzeln“, ähnlich wie ihre aktiv gemanagten Fonds -Pendants, die seit nunmehr über 100 Jahren erfolgreich durch alle Krisen und Kriege hindurch Bestand haben. Ein Kommentar, der sehr ehrlich ist, stammt von Rose Ouahba, Geschäftsführerin bei Carmignac „Am Aktienmarkt beginnt eine Zeit großer Unsicherheit hinsichtlich der Trump-2.0-Politik, aber die Wiederbelebung der »Reaganomics« im Stil der 1980er Jahre wird wohl den Aktien-Bullenmarkt verlängern. Überdies würde Trumps wirtschaftsfreundliche Agenda auf Kosten höherer langfristiger Zinssätze gehen – angetrieben von Inflationserwartungen in Verbindung mit sinkender Einwanderung und der Angst vor steigenden Defiziten und deren Finanzierung. Der Jubel an den US-Börsen könnte daher von kurzer Dauer sein.“ Vermögensverwalter-Umfrage 2025 von Universal-Investment Global betrachtet wird sich die Wirtschaft 2025 positiv entwickeln. Entgegen der Meinung einiger Experten sieht eine deutliche Mehrheit der rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der jährlichen Vermögensverwalter-Umfrage von Universal-Investment einen Aufschwung in den USA voraus. Für Asien, insbesondere China, rechnen sie mit einer florierenden Wirtschaft. Europa und Deutschland dagegen stehen nach Einschätzung der Vermögensverwalter vor einer Rezession oder Stagnation. Bei Themeninvestments liegt Pharma mit 70 Prozent auf Platz eins und überholt damit Technologie (60 Prozent). Cyber Security (49 Prozent) und Infrastruktur (37 Prozent) folgen auf den Plätzen drei und vier. Klima und Umwelt landen lediglich auf dem sechsten Platz mit 23 Prozent.